Was sind Alpakas?
Alpakas haben eine lange und bewegte Geschichte. Vor einer Million Jahren bevölkerte ein Urkamel den nordamerikanischen Kontinent. Welchem Auslöser folgend ist unbekannt, jedoch wanderte ein Teil über das heutige Kanada und Alaska über die noch mit Asien verbundene Beringstraße nach Asien und bildete die Grundlage für die heute als Altweltkamele bekannten Rassen Trampeltier und Dromedar. Der Rest wanderte nach Südamerika und bevölkerte fast den kompletten südamerikanischen Kontinent außerhalb der subtropischen Klimazonen. Aus diesen Vorfahren bildeten sich zwei bis heute existierende Wildformen, das Guanaco und das Vicunja.
Vor etwa 10.000 Jahren ereignete sich in Südamerika ein größerer Gletscher-Event mit der Folge, dass Schmelzwasser die tierfergelegenen Weideflächen flutete und die Tiere in höhergelegene Territorien umsiedelten. Die Ureinwohner waren gezwungen ihrer Beute zu folgen. Zeitzeugnisse sind Jagdcamps in 4.000 m Höhe, die bis heute das harsche Leben dokumentieren.
Da die Jagd in diesen Höhen jedoch äußerst erschwerlich ist, sahen sich die Einheimischen gezwungen, Tiere einzufangen und in Gefangenschaft nachzuziehen was anfänglich nicht gelang. All dies begann vor ca. 7.000 Jahren. Knochenüberreste und mumifizierte Grabbeigaben zeugen davon, dass es etwa 3.000 Jahre gedauert hat, bis das heutige Alpaka in größerer Zahl verfügbar war. Ob eine Laune der Natur oder bereits gezielte Zuchtbestrebung ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Ähnlich jedoch wie die parallel verlaufende Domestizierung von Schaf und Ziege ist auch hier zu erkennen, dass aus einem homogenen Vorfahren eine Vielzahl von spezialisierten Nachkommen entstanden ist mit unterschiedlichen Eigenschaften.
Aus dem Guanaco wurde das Lama als Lastentier und Fleischlieferant, aus dem Vicunja (mit Deckhaar und Unterwolle) das Huacaya und das Suri mit unterschiedlicher Fasercharakteristik und Farbvielfalt. In den nächsten 3.000 Jahren perfektionierten die Ureinwohner, später Inkas, die Alpakazucht zu einer heute nicht bekannten Qualität. Zur Blütezeit des Inka Reiches waren Alpakas farbrein und in der Feinheit den Vicunjas entsprechend, deutlich unter 15 Mikron, heute eine Seltenheit. Mit der Eroberung Südamerikas durch die Spanier endete das Inkareich und mit ihm die Dominanz der Neuweltkameliden. Innerhalb eines Jahrhunderts fielen fast 95% der Bevölkerung und 93% der Neuweltkamele direkt oder indirekt über Krankheiten dem europäischen Expansionismus zum Opfer.
Fast 500 Jahre lang entwickelten sich die Neuweltkamele in ihrem gut geschützen Rückzugsgebiet, dem Altiplano, einem von 5.000+ Meter hohen Bergen umgebenen Hochplateau im Dreiländereck der heute unter den Namen Peru, Bolivien und Chile bekannten Länder, weiter. Leider nicht unbedingt zu ihrem Besten. Heutige DNA-Untersuchungen ergeben, dass zwischen 80 und 92% aller Neuweltkamele in Südamerika nicht mehr artenrein, sondern genetisch Hybride sind. Auch wenn visuelle Selektion Artenreinheit vermuten lässt, so tragen doch viele Alpakas heute Merkmale von Lamas und umgekehrt. Das hat natürlich auch negative Auswirkung auf die Faser.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Alpaka wiederentdeckt und erlebt seitdem eine Rennaissance. Heute leben weltweit geschätzt 3,5 Millionen Alpakas (zum Vergleich, es leben alleine in Australien 2 Milliarden Merinoschafe), jedoch ist diese Zahl leicht rückläufig. Während Alpakas in vielen Ländern außerhalb Südamerikas einen wichtigen Beitrag zur landwirtschaftlichen Diversifikation beitragen, geht die Zahl in den Ursprungsländern, gerade in Peru wieder zurück. Grund hierfür sind die harten Lebensbedingungen und staatliche Alphabetisierungsprogramme, welche die ärmliche Landbevölkerung in die Städte umsiedelt. Die zurückgelassenen Alpakaherden verwildern oder sterben. Zwar gibt es in Südamerika staatliche Programme zur Förderung der Alpakazucht, insbesondere im Umfeld um die großen faserverarbeitenden Betriebe, aber die abgelegenen Regionen profitieren nicht davon.
Für alle Beteiligten am Alpakamarkt, also Züchter, Produzenten, Importeure und Händler gleichermaßen gilt: Alpakas sind ein wertvolles und seltenes Gut, mit dem man sorgsam und behutsam umgehen muss. Es wäre bedauerlich, würde Profitgier, Neid und Missgunst das zarte Pflänzchen des Erfolges von Alpakas wieder zunichte machen.
Das Alpaka (Vicuna pacos) ist eine in den südamerikanischen Anden domestizierte Kamelform und stammt von der nördlichen Unterart des Vicunja ab. Wie ihre Urahnen sind sie äußerst genügsam, robust und können sich hervoragend an unterschiedliche klimatische Bedingungen anpassen. Im Gegensatz zu ihren Verwandten, den von Guanacos abstammenden Lamas, dienten sie nie als Lastentier. Die Fleischverwertung spielt außerhalb von Südamerika nur eine untergeordnete Rolle.
Alpakas wurden als Fasertiere gezüchtet und kommen in zwei Rassen vor, dem eher robust wirkenden Huacaya mit seiner wärmenden Faser und dem schlanker wirkenden Suri mit seidig glänzenden Locken.
Auch wenn die Faserverarbeitung in Europa gerade erst beginnt, so liegen die Zuchtziele eindeutig in immer feinerer und gleichmäßigerer Faser mit dem Ziel der Verarbeitung. Obwohl ein Fluchttier werden Alpakas zunehmend zur tiergestützten Therapie eingesetzt. Nicht alle Alpakas sind für jeden Einsatz geeignet. Eine Erfassung und Dokumentation von Qualität und Vererbung ist für uns die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht.
Systematik:
Überordnung: Laurasiatheria Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla) Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda) Familie: Kamele (Camelidae) Gattung: Vicuna (Vicunja) Art: Alpaka
Allgemeine Daten:
Körpergröße: 80-100 cm im Stockmaß Gewicht: 50-80 kg Tragzeit: 330 bis 380 Tage Geburtsgewicht: 6-8 kg (bis 12 kg möglich) Lebenserwartung 20-25 Jahre, reproduktive Spanne bei Hengsten 12-18 Jahre ab dem 3. Lebensjahr, reproduktive Spanne bei Stuten 12-14 Jahre ab dem 2. Lebensjahr
Faser Daten:
Schur: einmal pro Jahr Ertrag: 1-3 kg nutzbar (höhere Angaben sind unseriös) Faserlänge: 12-15 cm (im Alter abnehmend) Farben: 22 reine Farben und 65 Schattierungen Wollfett (Lanolin): nicht nachweisbar (daher Allergiker geeignet) Feinheitsstufen: Royal Baby unter 19 Micron (µ) Baby Alpaka 19 - 21,9 µ Superfine 22 - 24,9 µ Fine 25 - 27,9 µ Alpaca 28 - 30,0 µ
Haltung und Fütterung:
Tierklassifizierung: Haus- und Hobbytier (kein Nutztier) Tier Bewertungsgesetz: Gleichstellung mit Ziegen, gewerbliche Haltung: 0,08 VE (= 12 Alpakas/Hektar) minimale Weidefläche: 1.000 m2 für 2, - 100 m2 für jedes weitere Tier minimale Stallfläche: 2 m2/Tier Zaun: 1,40 - 1,60m Knotengeflecht Offenstallhaltung: empfohlen reine Stallhaltung: nicht empfohlen reine Weidehaltung: nicht empfohlen ohne Wind-/Wetterschutz Futterbedarf: 5% des Körpergewichtes an Gras und Heu(!) Wasserbedarf: ca. 4-6 Liter/Tag Vitamine und Mineralien: Kraftfutter, etc: nicht empfohlen
Alpakafaser
Von der Faser zur Mode (Fibre to Fashion)
Alpakafaser schaut auf eine jahrtausende lange Geschichte zurück. Waren die Mannschaftsuniformen der Inkas noch aus mittelmäßiger Huacayafaser, waren die feinsten Garne von Huacaya und Suri nur der herrschenden Kaste vorbehalten. Heute zählt Alpakafaser zu den Edeltierhaaren wie Kaschmir, Mohair, Angora, Vicunja und Quiviuk. Von der Struktur her ähnelt die Faser tatsächlich dem menschlichen Haar, jedoch ist es mit durchschnittlich 22 Mikron (tausendstel Millimeter Durchmesser) 10 mal feiner als unsere Haare. Die eng anliegende Schuppenstruktur verleiht der Faser nicht nur selbstreinigende Eigenschaften (ähnlich dem Lotus-Effekt), sondern auch den ganz eigenen Glanz, welcher bei der Surifaser nur durch Seide übertroffen wird.
Es ist auch dieser engen Schuppenstruktur zu verdanken, dass sich selbst stärkere Faser weicher und seidiger anfühlt als feine Merinowolle.
Dieses Bewertungskriterium nennt sich "Handle", also ein subjektives Empfinden, welches vielen Menschen bei Erstkontakt die Sprache raubt.
Farben:
Derzeit definiert die Industrie 22 reine Naturfarben und über 60 Schattierungen.
Allergiker geeignet:
Eine Allergie gegen Wolle an sich ist sehr selten. Meist werden allergische Reaktionen durch Farb- oder Konservierungsstoffe sowie Bleichmittel und Weichmacher, mit denen z.B. Schafwolle behandelt wurde, ausgelöst. Bei einer richtigen Wollallergie reagiert man auf Reste des sogenannten Wollfetts, auch Lanolin genannt. Dieses befindet sich vor allem in unbehandelter Schafwolle, aber auch in Wundsalben, Babycremes und anderen Pflegecremes wird es verarbeitet. Alpakafasern enthalten kein Lanolin und durch den Faseraufbau fühlt sie sich fein und seidig an ohne zu kratzen. Alpakawolle wird daher sehr gut von Allergikern vertragen.
Feinheitsstufen:
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass bei der Bezeichnung "Baby Alpaka" in textilen Produkten nicht bedeutet, dass es sich um die Faser von Alpakababies handelt. Baby Alpaka ist so wie Royal, Superfine, etc. eine Bezeichnung für eine bestimmte Faserfeinheitsstufe. Diese wird von der Industrie wie folgt klassifiziert:
Royal Baby (RB): unter 19 Mikron (µ)
extrem feine Faser, welche offiziell nur in kleinen Mengen zur Verfügung steht. Da wir ausschließlich Zuchttiere haben, haben praktisch fast alle Tiere diese Feinheit. Unsere besten Messwerte lagen bei 14,0 Micron.
Baby Alpaka (BA): 19,0 - 21,9µ
derzeit die feinste kommerziell verfügbare Faserfeinheitsstufe. Leider immer noch nicht in solchen Mengen verfügbar, dass eine ganzjährige Lieferung von Produkten sichergestellt ist.
Superfein Alpaka (SF): 22,0 - 24,9µ
eine der gängigsten Feinheitsstufen und die höchste, die noch für Kleidungsstücke nutzbar ist.
Die nachfolgenden Feinheitsstufen sind nur bedingt für Kleidungsstücke verwertbar. Eine Ausnahme bildet die Suri Faser, die in diesen Bereichen aufgrund der glatten Oberfläche als Webware durchaus hervorragende Trageigenschaften aufweisen kann:
Fine: 25,0 -27,9µ
Alpaca: 28,0-29,9µ
Coarse: >30,0µ
Allgemein
Will man Alpakas als Rasse beschreiben, darf man das Ursprungstier, das Vicunja nicht außer Acht lassen. Das Vicunja ist als ausdauernder Langstreckentraber grazil und durchtrainiert. Bein- und Halslänge sind gleich, um einen ausballancierten Gang zu ermöglichen. Die Beine sind länger als der Brustkorb, was dem Körper im weitesten Sinne die Umrisse eines senkrecht stehenden Rechtecks verleiht. Die Kruppe ist schräg nach hinten abfallend, der Schwanzansatz eine Handbreit unterhalb der Rückenlinie. Die Halslänge entspricht ungefähr zweidrittel der Rückenlänge.
Auffällig ist, dass die ursprüngliche Rassebeschreibung von Dr. Julio Sumar und Maggie Krieger den Alpakakörper als quadratisch beschreiben. Der Rest stimmt mit der Rassebeschreibung überein.
Nachstehende Beschreibung: Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Die Veröffentlichung der Übersetzung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Maggie Krieger.
Allgemeine Erscheinung
Das ideale Alpaka hat ein quadratisches Erscheinungsbild mit vier starken Beinen. Es ist ein graziöses, wohl proportioniertes Tier, dessen Halslänge zwei Drittel der Rückenlänge entspricht und deren Beinlänge der Länge des Halses entsprechen. Es ist wohl bedeckt mit Fasern von Kopf bis zu den Zehenspitzen.
Höhe und Gewicht
Die Widerristhöhe des erwachsenen Alpakas beträgt nicht weniger als 80 cm und das Durchschnittsgewicht eines erwachsenen Alpakas liegt bei 60 kg.
Geringfügige Fehler
Geringere Größe mit weniger als 80 cm Widerristhöhe. Übergröße (größer 100 cm) mit Lamacharakteristiken.
Kopf
Der Kopf ist hübsch geformt von mittlerer Länge mit einer quadratischen Schnauze. Er trägt zwei aufrechte speerspitzenförmig geformte Ohren, zwischen denen sich ein voller Haarschopf (engl. "Bonnet" oder "Top Knot") befindet. Die Augen stehen leicht aus den Augenhöhlen hervor und sind groß und rund. Sie können verschiedene Schattierungen aufweisen, eingeschlossen schwarz (95% der Population), und der anderen akzeptierbaren Farbe, nämlich braun. Es gibt auch verschiedene Schattierungen von blauen Augen mit oder ohne farbigen Flecken. Die Kiefer passen gut aufeinander; die Schneidezähne des Unterkiefers treffen exakt auf die obere Dentalplatte. Die obere Lippe ist zentral geteilt und beweglich, um dem Tier mehr Geschicklichkeit zu geben diverse Pflanzenteile aufzunehmen. Die Nase hat zwei wohl definierte, auffallende Nüstern. Dunklere Pigmentierung der Haut um die Schnauze und die Augen wird bevorzugt, sie geben zusätzlichen Schutz vor ultravioletter Lichtstrahlung. Suri haben eher eine spitz zulaufende Schnauze. Sie haben ein volles Haarbüschel auf dem Kopf, welches typischerweise in einer Ponyfrisur über die Stirn fällt. Suriohren sind ca. 2 cm länger als Huacaya-Ohren.
Geringfügige Fehler
Einen geraden Rand des Ohres oder ein Bananenohren-Typ (zeigt Lamamerkmale). Nach vorne gerichtete Ohren. Römische Nase (Lama-Tendenz). Schmaler Kopf. Zugewachsener Kopf (wenn Faser die Sicht von Alpakas behindert). Mangel an Pigmentierung um die Lippen und um die Augen.
Einen geraden Rand des Ohres oder ein Bananenohren-Typ (zeigt Lamamerkmale). Nach vorne gerichtete Ohren. Römische Nase (Lama-Tendenz). Schmaler Kopf. Zugewachsener Kopf (wenn Faser die Sicht von Alpakas behindert). Mangel an Pigmentierung um die Lippen und um die Augen.
Bedeutende Fehler
Taubheit in blauäugigen Alpakas mit einem Mangel an Hautpigmentierung und weisser Faser. Verkümmerte Ohren ("Gopher Ears"). Überbiß und Unterbiß (4mm). Schiefes Gesicht ("Wry Face") mehr als 4°.
Körper
Der Hals eines Alpakas ist gerade und aufrecht und geht reibungslos in den Rücken über, der in der Regel sehr leicht gebogen ist im Huacaya. Der Schwanz des Alpakas liegt am Körper an, der Winkel, in dem er am Körper liegt, beträgt ca. 60 Grad. Dies gibt dem Schwanz beim Alpaka einen bemerkenswert niedrigeren Sitz als der des Lamas. Die Brust sollte eine gewisse Breite aufweisen, um für ausreichende Kapazitäten beim Luftaustausch zu sorgen.
Geringfügige Fehler
leichter Senkrücken, buckliger Rücken (convexe Anordnung der Wirbelsäule), U-förmiger Hals, unverhältnismäßige Länge des Halses (zu lang oder zu kurz).
Bedeutende Fehler
Leistenbruch, seitliche Wirbelsäulenverkrümmung, seitliche Verkrümmung des Halses
Beine
Die Beine werden unterstützt durch vier zweizehige Füße. Jeder Zeh weist einen langen Zehennagel auf. Die Beine sollten gerade sein, und die Gelenke sollten entlang einer (gedachten) lotrechten Senkschnur angeordnet sein (hinter der Hüfte und vor der Schulter). Das Schulterblatt ist durch Muskelgewebe mit dem Brustkorb verbunden, aber sollte sich frei bewegen, während das Tier geht. Eine ledrige gepolsterte Membran schützt den Fuß.
Geringfügige Fehler
Vorderbeine: leichte X-Beine, Kuhhässigkeit, angewinkelte Beine, abgesenkte Sprunggelenke,
Hinterbeine: leichte X-Beine, Sichelbeine, O-Beine, zu gestreckte Fesseln, abgesenkte Fesseln (Sprunglenke), schlecht gepflegte Zehennägel.
Vorderbeine: leichte X-Beine, Kuhhässigkeit, angewinkelte Beine, abgesenkte Sprunggelenke,
Hinterbeine: leichte X-Beine, Sichelbeine, O-Beine, zu gestreckte Fesseln, abgesenkte Fesseln (Sprunglenke), schlecht gepflegte Zehennägel.
Bedeutende Fehler
Starke Deformationen der Beinstellungen. Deplazierte Kniescheiben (Patella Luxation)
Starke Deformationen der Beinstellungen. Deplazierte Kniescheiben (Patella Luxation)
Gang
Eine freie gleitende Bewegung im Schritt ist charakteristisch für das Alpaka. Sein normaler langsamer Gang ist ein stabiler 4-Punkt-Schritt, wo jeder Fuß individuell bewegt und gesetzt wird. Bei einer höheren Geschwindigkeit hat das Alpaka einen Passgang, welcher ein 2-Punkt Passgang ist, wo die beiden Beine einer Körperseite zusammen bewegt werden.
Geringfügige Fehler
Gelenke, welche in ihrer Anordnung seitlich oder mittig von der gedachten lotrechten Senkschnur abweichen. Gänge, welche mit der Deformation von Gliedmaßen assoziiert sind, wie "Winging", "Arching" (in Bögen laufen), "Rope Walking" (Seillaufen, jeder Fuß wird auf eine Linie gesetzt), "Throwing out" der Vorderbeine (kommt vor bei Rotation der Gelenke der Vorderbeine).
Bedeutende Fehler
Exzessive Deformation der Gliedmaßen, welche sehr abnormale Bewegungen hervorrufen. Deplazierte Kniescheiben, welche abnormalen Schritt der Hinterbeine bewirken.
Weibliche Genitalien
Die Genitalien des weiblichen Alpakas liegen im Körper geschützt und sind daher nicht von außen sichtbar. Die Vaginalöffnung sollte durch den Schwanz wohl bedeckt sein, sollte nicht zu klein sein und sollte in einem vertikalen eher als in einem horizontalen Niveau liegen.
Bedeutende Fehler
Zu kleine Scheidenöffnung. Zwitter. Das Fehlen eines jeden Teiles des Fortpflanzungsapparates. Horizontal gelegene Scheidenöffnung. Umgekippte Klitoris.
Männliche Genitalien
Der sichtbarste Teil des männlichen Geschlechtsorgane sind die Hoden, welche sich unter dem Schwanz befinden, welcher sie bedeckt. Der Hodensack ist relativ klein und enthält die Hoden, welche gleich groß sind. Der Penis ist ebenfalls ein externes Organ, welches sich unter dem Bauch zwischen den Hinterbeinen befindet. Die normale Größe von voll entwickelten Hoden beträgt 4 cm in der Länge und 2,5 cm in der Breite (erwachsener Alpakahengst).
Bedeutende Fehler
Zwitter.
Kryptorchismus (einer oder beide Hoden sind nicht vollständig in den Hodensack abgestiegen).
Zwitter.
Kryptorchismus (einer oder beide Hoden sind nicht vollständig in den Hodensack abgestiegen).
"Ectopic" Hoden (diese Hoden befinden sich außerhalb der Bauchhöhle unter der Haut, manchmal wandert ein Hoden das Bein hinunter).
Zu harte oder zu weiche Konsistenz der Hoden.
Hoden mit Zysten.
Ein- oder beidseitige Hypoplasia der Hoden (Einer oder beide Hoden sind von abnormer Größe für das entsprechende Alter des Hengstes).
Ein- oder beidseitige Hypoplasia der Hoden (Einer oder beide Hoden sind von abnormer Größe für das entsprechende Alter des Hengstes).
Bewertung
Die Zuchteignungsprüfung bezieht sich in vielen Fällen auf diese Beschreibung, jedoch wurden den einzelnen Abweichungen konkrete Punktabzüge zugeordnet, die der Schwere der Abweichung entsprechen. So wird dem Tier zunächst die volle Punktzahl unterstellt. Wird eine Abweichung von der Norm festgestellt, so gilt:
- leichte Abweichung gibt in der Regel 6 Punkte Abzug
- eine moderate Abweichung gibt in der Regel 12 Punkte Abzug (also zwei leichte entsprechen in der Gewichtung einer moderaten Abweichung)
- eine starke Abweichung gibt in der Regel 20 Punkte Abzug (also zwei moderate entsprechen in der Gewichtung einer schweren Abweichung)
- bei einem schweren Fehler und 42 Punkten Abzug gilt ein Alpaka als züchterisch nicht einsetzbar und somit disqualifiziert (Kategorie C)
Huacayas
Diese Rasse Huacaya zeichnet sich durch eine voluminöse Faser aus, die im rechten Winkel zur Haut wächst. Die Faser ist dicht, fein und entspricht im wesentlichen dem Unterhaar der Vicunjas. Die Kräuselung (Crimp) ist ein Merkmal, welches jedoch nicht so stark ausgeprägt ist wie bei vergleichbaren Fasertieren. Von den weltweit existierenden ca. 3,5 Millionen Alpakas sind mehr als 95% Huacayas. Gerade durch den Teddy-Look erfreut sich diese Rasse einer großen Beliebtheit.
Gemäß Rassebeschreibung "Huacaya" weist die Faser folgende Eigenschaften auf:
Huacaya-Alpakas
produzieren eine feine, weiche Faser, welche lotrecht zur Haut wächst. In einem idealen Huacaya-Alpaka ist ein definierter Crimp (feine Kräuselung) in der Faser sichtbar. Die Haarfollikel sind eng in der Haut angeordnet, sodass die Faser eine gewisse Dichte aufweist, mit Gruppen von Fasern, die in Bündeln zusammengefasst sind, um präzise abgegrenzte Haar-Büschel zu formen. Die folgenden Faser-Charakteristika sind anwendbar auf Huacaya-Faser:
Feinheit
dies ist die Stärke der Faser, welche in Mikron (tausendstel Millimeter) gemessen wird. Die feinste Faser des Alpakas wird in der Hauptdecke gefunden, jedoch ist es wünschenswert, feine Fasern auch am Hals, Bauch, Beinen und im Top Knot (Kopfbereich) zu haben. Feinheit ist wichtig sowohl für den kommerziellen Produzenten als auch für den Alpakazüchter, da die höchsten Preise für feine Faser gezahlt werden und feine Faser bedeutet feine Endprodukte.
Crimp (Kräuselung der Faser)
steht auch in Verbindung mit Feinheit und es ist erwünscht, eine große Anzahl von Wellen pro cm zu haben. Leider gibt es in diesem Bereich keinerlei tatsächlich unabhängig wissenschaftlich belegte Erkenntnisse außer, dass es genauso viele feine Tiere ohne Crimp gibt wie feine Tiere mit Crimp. Erste wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema ergab eine Untersuchung der US Alpaca Research Foundation in Bezug auf die messbare Faserkrümmung (Curvature). Aber auch hier gilt, viel Curvature zeigt von einer feinen Faser. Aber feine Faser muss nicht unbedingt viel Curvature aufweisen. Aus diesen Gründen bewerten wir diesen Aspekt bei der ZEP nicht, sondern dokumentieren lediglich die Messergebnisse, damit die Züchter ihre Zuchtziele nach wie vor selbst definieren können.
Dichte
ist die Anzahl von Fasern pro Quadratzentimeter der Haut. Dichte ist verknüpft mit Vliesgewicht, denn je mehr Fasern pro Quadrateinheit, desto mehr Faser wächst auf dem Tier und desto schwerer das Vlies. Ein dichtes Vlies ist gleichzeitig auch eine Barriere gegen Schmutz und Wetter.
Länge des "Staples" (gleichförmiges Haarbündel)
ist ein sehr wichtiger Faktor: Je länger die Haarbündel sind, also je mehr Haar nachwächst, desto höher ist das Vliesgewicht und damit der Ertrag.
Glanz
ist die Menge des Lichtes, die von der Faser reflektiert wird und im Huacaya gesehen wird. Da Suris hier viel ausgeprägter sind, ist dies für die Rassebewertung irrelevant, wenn auch ein Zeugnis für Tiergesundheit.
Uniformität oder Gleichförmigkeit von Feinheit (Mikronwerte)
ist bei den Verarbeitern von Alpakafaser erwünscht, denn sie benötigen Vliese, deren Abweichungen im Faserdurchmesser minimal sind.
Fehler
- Offenes Vlies ohne Dichte
- Stumpfes, grobes Vlies
- Rauhes Anfühlen der Faser
- Zu kurze Gesamtlänge des Staples (gleichförmiges Haarbündel)
- Deckhaare (in der Hauptdecke)
- Empfindliche Faser und Vliesbruch aufgrund von Stress (engl. "stress breaks")
- Verflochtenes Vlies und verfilztes Vlies
Haltung
Alpakas sind Herdentiere. Sie dürfen niemals alleine gehalten werden. Deshalb bilden jeweils mindestens zwei Hengste oder zwei Stuten zusammen eine Gruppe, besser drei oder mehr, um die Hierarchiebildung zu ermöglichen. Es können auch Wallache mitgehalten werden.
Eine reine Stallhaltung ist nicht erlaubt. Alpakas brauchen Bewegung, deshalb muss regelmäßiger Weidegang gewährleistet sein. Es wird eine Offenstallhaltung empfohlen, so dass die Tiere selbst wählen können, ob sie sich im Stall oder im Freien aufhalten wollen. Man rechnet mit einer Stallfläche von ca. 2 m2 pro Tier und einer Mindesthöhe von 2 m (so die offizielle Meinung der Bundesregierung zur Haltung von Wildtieren). Wir empfehlen eine Verdoppelung der Fläche und eine Deckenhöhe von mindestens 2,5 m.
Die Weidefläche sollte groß genug sein, um genügend Auslauf zu bieten. Auch hier empfiehlt die Bundesregierung für die ersten zwei Alpakas mindestens 1000 m2 und 100 m2 für jedes weitere Tier. Bitte beachten Sie, dass diese Fläche keinesfalls ausreichend ist, um alle Tiere ganzjährig zu ernähren. Hierzu wäre eine Fläche von mindestens 600-800 m2/pro Tier notwendig und ist abhängig vom jeweiligen Wohnort. Alpakas sind nicht als landwirtschaftliche Nutztiere anerkannt, daher auch nicht in der Tierseuchenkasse versicherbar. Sie können jedoch im Rahmen eines landwirtschaftlichen Betriebes gehalten und gezüchtet werden. In diesem Fall entsprechen sie laut Bundesbewertungsgesetz den Ziegen (BewG). Für ein Alpaka werden daher 0,08 Großvieheinheiten angesetzt. Demnach können 12 Alpakas auf 1 ha Fläche gehalten werden, damit sie das Jahr über genug Grünfutter zu sich nehmen können. Wechselweiden dient den Flächen zur Regeneration und hilft bei der Parasitenbekämpfung.
Die Weideflächen können mit verschiedenem Zaunmaterial eingezäunt werden. Man kann Drahtgeflecht, Maschendrahtzaun oder Elektrozaun verwenden. Zu beachten ist hierbei, dass der Zaun mindestens 1,30 m bis 1,50 m hoch ist, damit ihn die Tiere nicht überwinden können. Ein unten Durchschlüpfen muss ebenfalls verhindert werden, indem der Zaun tief genug angebracht oder ggf. ein Stück eingegraben wird. Bei Elektroeinzäunung sollte der Stromfluss immer gewährleistet sein. Die einzelnen Litzen sollten nicht in zu weiten Abständen angeordnet sein. Bitte bedenken Sie auch immer, dass es alte/neue Raubtiere in Ihrer Region geben kann, denen ein Zugang durch den Zaun verhindert, zumindest aber erschwert werden muss. Fragen Sie den lokalen Förster/Jäger, ob und welche Raubtiere in ihrer Region vorkommen und ob Angriffe auf Tiere bekannt sind. Wenn ja, dann sollten Sie darüber nachdenken, die Tiere nachts in einem verschließbaren Stall unterzubringen. In diesem Fall sollten Sie auf jeden Fall mit mindestens 4 m2 Stallfläche pro Tier planen.
Futter und Pflege
Die sprichwörtliche Genügsamkeit der Kamele ist auch den Neuweltkameliden zu eigen.
Sie stellen keine besonders großen Ansprüche an Ihre Unterbringung.
Durch die Anpassung an das rauhe Klima in den Ursprungsländern kommen sie mit Wärme und Kälte gleichermaßen gut zurecht. Lediglich ein trockener und zugfreier Unterstand bzw Stall sind in unseren Breiten zwingend notwendig. So können Heu und Mineralien sauber und trocken angeboten werden und die Tiere können sich vor Sonne und Regen schützen.
Mit der erneuten Ausbreitung des Wolfes in Deutschland ist eine nächtliche Unterbringung im geschlossenen Stall zunehmend erforderlich.
Fütterung
Gras und Heu sowie Wasser bilden die Ernährungsgrundlage für Alpakas. Insgesamt fressen Alpakas ca. 5% ihres Körpergewichtes täglich, dass entspricht einer Futteraufnahme von 2,5 bis 3,5 kg je nach Größe und Gewicht eines Tieres. Da Alpakas eine große Menge an Rauhfutter benötigen, ist es wichtig auch im Sommer Heu zuzufüttern. Eine Zugabe von Vitamin- und Mineralfutter sollte erfolgen, da unsere Böden im Allgemeinen nicht ausreichend Mineralien zur Verfügung stellen. Auf Kraftfutter sollte gänzlich verzichtet werden oder ist oft nur im Einzelfall bei Zuchtstuten notwendig. Wenn Sie im Stall füttern, planen Sie 50 cm pro Tier ein, damit alle gleichzeitig und ohne Futterneid stressfrei fressen können.
Kontrolle der Zehnnägel
Alle zwei Monate sollten die Zehennägel kontrolliert und bei Bedarf geschnitten oder korrigiert werden. Zum Schneiden der Nägel kann eine Rosenschere verwendet werden. Auf hartem Untergrund, wenn z.B. der Stall mit Steinen ausgelegt ist, laufen sich die Tiere die Nägel teilweise selbständig ab.
Zähne kürzen
Die Schneidezähne der Alpakas (sie besitzen nur unten Schneidezähne und haben oben eine Kauplatte) wachsen ein Leben lang. In der Regel nutzen sie sich von selbst ab, es kommt jedoch recht häufig vor, dass die Zähne über die Kauplatte hinaus wachsen, was man bei geschlossenem Gebiss feststellen kann. In diesem Fall müssen die Zähne gekürzt werden, da keine Abnutzung mehr erfolgt. Fragen Sie einen fachkundigen Tierarzt. Erfahrene Züchter und Scherer können diese Arbeit ,mit großer Vorsicht, auch selbst durchführen.
Geburt & Fohlenversorgung
Es sollte sichergestellt sein, dass bei hoch trächtigen Stuten eine engmaschige Beobachtung möglich ist um Probleme während der Trächtigkeit und Geburt schnell zu erfassen.Vorzugsweise fohlen die Stuten am Vormittag bis zum frühen Nachmittag. Die Fohlen sollten innerhalb von zwei Stunden stehen und bald darauf anfangen am Euter der Stute zu saugen. Es ist für die Fohlen Überlebens wichtig, dass sie in den ersten Stunden die wertvolle Kolostralmilch, zu sich nehmen um mit Abwehrstoffen und Vitaminen versorgt zu sein, da das neugeborene Jungtier noch nicht über eine eigene Immunabwehr verfügt. Zudem sollte beobachtet werden ob das Fohlen das Darmpech, den ersten Kot, ausscheidet, geschieht dies nicht von alleine , kann mit einem Klistier für Säuglinge vorsichtig geholfen werden. Bei der Stute sollte ebenfalls innerhalb von zwei- vier Stunden die Nachgeburt abgegangen sein. Ein zeitiges Trinken der Fohlen kann das begünstigen, da bei der Stute das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird.
Absetzen der Fohlen
Die Fohlen sollten nach heutigen Erfahrungen nicht zu früh von der Mutter abgesetzt und getrennt von ihnen auf eine eigene Weide gebracht werden. Da die sozialen Bindungen zwischen den Alpakas sehr ausgeprägt ist kann ein zu frühes "Absetzen" zu Stress bedingten Krankheiten auf beiden Seiten führen. Bei Stuten, welche in einer guten gesundheitlichen Verfassung können die Fohlen bis zu 9-11 Monaten bei den Müttern verbleiben. Bei Stuten welche nicht jedes Jahr gedeckt werden ist ein Absetzen von Stutfohlen häufig gar nicht notwendig. Bei Hengstfohlen sollte man aus Sicherheitsgründen und je nach Entwicklungsstand des Jungtieres nicht zu lange warten und etwa mit einem Jahr absetzen.
Diese Angaben sind sind natürlich immer vom Ernährungszustand des Muttertieres abhängig und nur Empfehlungen.
Fehlprägung
Bei der Aufzucht von Hengsten gibt es etwas Wichtiges zu beachten: der Kontakt zum Menschen muss in den ersten 10 Lebensmonaten unbedingt auf ein Minimum reduziert sein, da zu viel Kontakt zum Berserk-male-Syndrom, einer Fehlprägung, führen kann. Fehlgeprägte Junghengste sehen beim Erlangen der Geschlechtsreife den Menschen als Konkurrenten an, sie können und werden ihn angreifen (Kampf um Rangordnung).
Medizinisches
Alpakas sind zum Glück recht robuste Tiere, was vermutlich ihrem ursprünglichem Lebensraum geschuldet ist. Das bedeutet nicht, dass Alpaka keine fachkundige Pflege und ab und an einen Tierarzt benötigen. Je mehr Augenmerk auf eine gute Pflege und Grundversorgung der Tiere gelegt wird umso gesünder und stärker sind sie natürlich.
Impfung
Der Tierarzt sollte einmal jährlich den Tierbestand gegen Chlostridien bedingte Erkrankungen impfen. Bitte beachten Sie, dass eine Impfung nur dann sinnvolll ist, wenn das Tier auch eine Chance hat Abwehrkräft zu sammeln. Da Fohlen frühestens mit zwei Monaten eigene Immunglobuline IgG produzieren können, ist eine frühe Impfung nicht sinnvoll. Besser ist, die Stute rechtzeitig vor der Geburt zu impfen, damit ihre Biestmilch (Kolostrum) die Abwehrstoffe durch passiven Transfer auf das Fohlen überträgt. Die Fohlen werden nach frühestens 3 Monaten Grundimmunisiert ( Impfung und Wiederholung nach ca. 4-6 Wochen)
Entwurmung
Zur Entwurmung von Alpakas gibt es keine speziellen Präparate, jedoch lassen sich dazu Präparate einsetzen, die z.B. für kleine Wiederkäuer gedacht sind. Bei Neuweltkameliden ist die Wirkung von oral zu verabreichenden Antiparasitika in vielen Fällen nicht durch wissenschaftliche Studien belegt, ebenso ist eine Pour on Behandlung in aller Regel erfolglos, weswegen die meisten Präparate s.c. gespritzt werden. Alle Wurmkuren bedeuten prinzipiell eine Vergiftung der Tiere. Wir raten unbedingt zu regelmäßigen Kotuntersuchungen als Basis für eine eventuelle Entwurmung, auch um Resistenzen zu vermeiden. Besprechen Sie dies immer mit Ihrem Tierarzt.
Medikamente
Bitte beachten Sie, dass es in Deutschland keine für Alpakas zugelassenen Medikamente gibt. Es liegt in der Verantwortung des behandelnden Tierarztes, angewendete Medikamente für Alpakas umzuwidmen.Sprechen Sie eine Medikation immer mit Ihrem behandelten Tierarzt ab.
Eine Gabe von Vitamin A,D,E ist außerdem zu empfehlen. Dies begünstigt vor allem die Entwicklung der Fohlen, da die Tiere diese Vitamine nicht ausreichend über das Futter aufnehmen können. Deutschland ist Selenmangel Gebiet so dass eine Zugabe von Selen nicht nur empfohlen wird, sondern fast notwendig ist.
Fohlen sollten kurz nach der Geburt mit Vitamin E-Selen versorgt werde.
Dies alles sind Empfehlungen, die sich im Laufe der Jahre durch Züchter Erfahrungen entwickelt haben. Man kann natürlich im Einzelfall auch andere Entscheidungen treffen.
Vitamin B-Komplex gilt als Lebensretter insbesondere in Schockmomenten. Im Normalfall wird B-Komplex mit 2ml s.c. dosiert. Im Notfall kann Gabe von 20ml s.c. bei Alpakas ein Festliegen durch Schock verhindern und Ihrem Tierarzt die Zeit erkaufen eine Diagnose zu stellen, die zu einer sinnvollen Behandlung führt.
Zucht
Als Zucht wird in der Biologie die kontrollierte Fortpflanzung mit dem Ziel der genetischen Umformung bezeichnet. Dabei sollen gewünschte Eigenschaften verstärkt und ungewünschte Eigenschaften unterdrückt werden. Um die Ziele zu erreichen, wird durch den Züchter oder die Züchterin zum Beispiel nach einer Leistungsprüfung eine Zuchtwertschätzung durchgeführt, um dann gezielt Individuen mit gewünschten Eigenschaften auszuwählen (künstliche Selektion) und miteinander zu verpaaren.
Grundregeln
- keine Zucht mit Tieren die bekannte genetische Defekte bzw. Geburtsfehler haben (Kategorie C). Es ist nicht das Ziel der Alpakazucht, genetische Probleme zu verleugnen und unbemerkt weiter zu vererben
- keine Kreuzungen zwischen Alpakas und Lamas. Das würde eindeutig einen Rückschritt für die Faser bedeuten und der Rassebeschreibung entgegenwirken
- keine Kreuzungen zwischen Huacaya und Suri. Nach allen bekannten mendelschen Regeln muss das Suri-Gen dominant sein. Das bedeutet, dass aus einer Kreuzung immer äußerlich ein Suri, genetisch jedoch ein mischerbiges Tier entsteht, das falsch kombiniert wieder ein Huacaya hervorbringt. Wir halten dies für züchterisch kontraproduktiv und ist wohl hauptsächlich zur heimlichen Vermehrung von Suris zum Zweck der Kundentäuschung gedacht.
- wer mit zur Zucht ungeeigneten Tieren weiterzüchtet, schadet der Alpakazucht und den Tieren.
- keine Zucht mit "Blue-eyed-white" (BEW), also weiße Tiere mit komplett blauen Augen und Taubheit.(viele Zusammenhänge sind hier noch nicht endgültig geklärt und darum sollte sehr verantwortungsvoll mit diesen Tieren umgegangen werden)
- nutzen Sie alle Mittel der Zuchtwertschätzung, um Ihre Zuchtziele zu definieren und dadurch auch zu erreichen.
Deckakt
Grundsätzlich gibt es zwei Methoden zu decken. Beim sog. "Field Breeding" werden einem Hengst mehrere Stuten auf einer Weide beigestellt. Dies ist die einfachste Methode, da der Züchter nicht anwesend sein muss und nach einer gewissen Zeit testet und alle tragenden Stuten aus der vorübergehenden Herde entfernt. Leider wird der Hengst permanent versuchen die Stuten zu decken, auch wenn diese bereits tragend sind und diese dadurch auch die Frucht wieder verlieren könnten. Für Deckstationen ist diese Methode unglücklich, denn ein Geburtstermin lässt sich aus dieser unkontrollierbaren Belegung nicht ableiten. Die "Einzeldeckung", also der Vorstellung einer Stute bei einem Hengst, ermöglich eine wesentlich bessere Dokumentation des Deckfortschritts und einer möglichen Trächtigkeit. Diese Methode ist sicherlich für Deckstationen die Methode der Wahl, ist jedoch auch viel Zeit intensiver.
Der Deckakt selbst dauert zwischen 10 und 45 Minuten. Dabei "orgelt" der Hengst, was in Verbindung mit dem Deckakt selbst die Ovulation auslöst. Voraussetzung ist jedoch, dass ein reifes Ei bei der Stute vorhanden ist. Nach einer erfolgten ersten Bedeckung zeigen die meisten Erfahrungen, das eine erneute Bedeckung nach ca. 3-6 Tagen sinnvoll ist und danach ca. eine Woche gewartet werden sollte um einen erneuten Versuch zu starten. Spuckt die Stute ab, ist das ein gutes Zeichen für eine Trächtigkeit. Der Stutenbesitzer sollte nun regelmäßig die Trächtigkeit verifizieren, um einen eventuellen Verlust schnell festzustellen.
Künstliche Befruchtung
Derzeit gibt es einige Bestrebungen zur künstliche Befruchtung durch Embriotransfer. Der AZVD hält dies zur Zeit nicht für nicht ausgereift, da durch dieses Verfahren die Ausgangsgenetik unkontrolliert und viel zu schnell verbreitet werden kann. Da das "genetische Ausgangsmaterial" jedoch weitgehend unbekannt ist, könnten auf diese Weise schnell Erbkrankheiten und Gendefekte verstärkt und rasant verbreitet werden. Dies ist besonders zutreffend, da gerade Nationen OHNE DNA Registratur und Abstammungsuntersuchung wie England, Neuseeland und Australien in diesen Bereichen besonders aktiv sind. Zwar sagen die Regularien, dass Elterntiere vor dem Embriotransfer gentisch typisiert werden müssen. Da deren Eltern aber nicht typisiert sind und auch ohne Entschlüsselung des Genoms dieses Verfahren nur eine Alibifunktion hat, ist eine Kontrolle tatsächlich unwirksam. Der Namenszusatz ET kennzeichnet die Nachkommen aus dieser küntslichen Anpaarung.
Die künstliche Besamung ist aus diversen Gründen nicht sonderlich effektiv. Da trotz 10%iger Erfolgsaussichten immer die vollen Kosten anfallen, wird die künstliche Besamung nicht kommerziell genutzt.
Trächtigkeitskontrolle:
Berichte von Züchtern lassen darauf schließen, dass die meisten abgebrochenen Trächtigkeiten innerhalb der ersten 3 Monate nach der Aufnahme unbemerkt passieren. Wird hier keine Trächtigkeitskontrolle durchgeführt, verliert der Stutenbesitzer eine komplette Fohlensaison.
ACHTUNG: Keine Methode der Trächtigkeitsdiagnose ist zu 100% zuverlässig. Führen Sie diese regelmäßig durch und kombinieren Sie die unterschiedlichen Methoden.
Echolot:
Anmessung der Fruchtblase mittels einem Echolot für die Schweinezucht. Möglich ab Tag 40 nach der Belegung auf der Linken Seite, ab dem Tag 70 auf der rechten Seite. Ab Tag 240 nicht mehr zuverlässig, da große Flüssigkeitsansammlungen in der Fruchtblase durch die Frucht verdrängt werden.
Anmessung der Fruchtblase mittels einem Echolot für die Schweinezucht. Möglich ab Tag 40 nach der Belegung auf der Linken Seite, ab dem Tag 70 auf der rechten Seite. Ab Tag 240 nicht mehr zuverlässig, da große Flüssigkeitsansammlungen in der Fruchtblase durch die Frucht verdrängt werden.
- Vorteil: kostengünstig, selbst durchzuführen
- Nachteil: Fruchtblase ist nicht leicht zu finden, Faser verhindert oft den Kontakt der Sonde
Ultraschall:
Ab dem Tag 40 können gute Ultraschallgeräte die Befruchtung zuverlässig erkennen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt ist eine visuelle Trächtigkeitskontrolle möglich.
Ab dem Tag 40 können gute Ultraschallgeräte die Befruchtung zuverlässig erkennen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt ist eine visuelle Trächtigkeitskontrolle möglich.
- Vorteil: visuelle Verifikation
- Nachteil: Verfügbarkeit, Erfahrungen zur Interpretation notwendig, neuer Schallkopf
Progesteron:
Die Blutuntersuchung auf Progesteron, einem Trächtigkeitshormon, das durch den Gelkörper (Corpus Luteum) ausgeschüttet wird, ist einer der zuverlässigsten und schnellsten Untersuchungen. Sie kann bereist 21 Tage nach der Aufnahme erfolgen. Leider gibt es auch hier Möglichkeiten der Fehlinterpretation, denn wird der Gelbkörper nach einem Abort nicht abgebaut, "denkt die Stute, sie sei tragend" und wehrt den Hengst ab. Diese Form der Scheinträchtigkeit zu diagnostizieren und zu behandeln ist weder einfach noch immer erfolgreich.
Die Blutuntersuchung auf Progesteron, einem Trächtigkeitshormon, das durch den Gelkörper (Corpus Luteum) ausgeschüttet wird, ist einer der zuverlässigsten und schnellsten Untersuchungen. Sie kann bereist 21 Tage nach der Aufnahme erfolgen. Leider gibt es auch hier Möglichkeiten der Fehlinterpretation, denn wird der Gelbkörper nach einem Abort nicht abgebaut, "denkt die Stute, sie sei tragend" und wehrt den Hengst ab. Diese Form der Scheinträchtigkeit zu diagnostizieren und zu behandeln ist weder einfach noch immer erfolgreich.
- Vorteil: schnell nach der Deckung durchführbar, zuverlässig
- Nachteil: Stress durch Blutentnahme, Fehlinterpretation bei Scheinträchtigkeit oder kurz vor der Geburt.
Hinweis:
Wir möchten allen angehenden Züchtern hier noch einmal ganz eindeutig sagen, Alpakas sind keine Maschinen. Wer für einen Geschäftsplan bei jeder Stute jedes Jahr mit einer Geburt rechnet, wird wohl nachhaltig enttäuscht werden. Eine Stute die durch eine ZEP Kategorie A geworden ist, hat zwar gute Voraussetzungen, das ist aber keine Garantie für eine Trächtigkeit mit einem gesunden Fohlen. Rechnen Sie also immer mit einer Verlustrate von 25%. Wir halten die im Netz propagierten 5% wird viel zu optimistisch und irreführend. Auch die Prozentangaben zu erfolgreichen unbegleiteten Geburten ist stark beschönigt. Wie bei allen Tierarten kann und wird es Komplikationen geben. Rechnen Sie von Anfang an damit, dann werden Sie nicht überrascht. Es gibt zahlreiche Fohlenkurse. Lernen Sie schnell und rechtzeitig. Nur so maximieren Sie den Erfolg Ihrer Zuchtbestrebungen.
Schur
Einmal im Jahr werden Alpakas geschoren. Bei Huacayas ist dies nicht nur Ernte, sondern auch eine tierschützerische Notwendigkeit. Bei Suris kann auch mal ein Jahr ausgesetzt werden, wenn die Schur des Bauches für einen ausreichenden Temperaturausgleich sorgt. Dieses Verfahren kann insbesondere bei älteren Tieren angewendet werden, wenn das verringerte Faserwachstum nicht mehr ausreicht, um dem Tier ein wärmendes Kleid für den Winter zu ermöglichen.
Gerade in den letzten Monaten kommt wegen der möglichen Schurmethode Unmut auf. Es hat in diesem Bereich eigenwillige Veröffentlichungen gegeben, die mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogen scheinen. Der AZVD empfiehlt in dem Bereich Schur größtmöglichen Schutz für Tier aber auch für den Menschen. Jede Schur bedeutet Stress für das Tier.
Ein vorsichtiges seitliches Fixieren erscheint hier oft die beste Methode um das Alpaka so schnell wie möglich und unter Vermeidung von Schnittwunden, mit möglicherweise schlimmen Folgen für die Tiergesundheit und den Arbeitsschutz, von seinem Faserkleid zu befreien. Eine Überstreckung des Tieres lehnen wir aber strikt ab.
Ebenso lehnen wir es jedoch ab, dass mehrere Helfer ein Tier am Boden manuell fixieren. Der Stress dem das Tier durch unbekannte Personen ausgesetzt ist, die dann auch noch erheblich länger dem Risiko von Schnittverletzungen ausgesetzt sind, erscheint eher ungeeignet. Sollte sich ein Tier frei stehend scheren lassen, dann ist das natürlich eine Auszeichnung für das vorangegangene Training.
Faserverarbeitung
Mittlerweile gibt es in Deutschland und den Nachbarländern eine stetig wachsende Zahl an Faser verarbeitenden Betrieben, sich auf Alpakafaser spezialisiert haben. Die hohe Auslastung zeigt, dass diese Betriebe mittlerweile über so viel Erfahrungen verfügen, dass sie auch gute Produkte liefern. Allerdings ist ein noch viel höheren Bedarf an Verarbeitungsbetrieben erforderlich.
Alpakas sind soziale Tiere und fühlen sich nur in einer Gruppe wohl. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich ausschließlich von Gras und Heu. Das Verdauungssystem ist aussergewöhnlich und extrem sensibel. Leider haben wir in 2024 zwei Tiere durch Fremdfütterung verloren!
BITTE FÜTTERN SIE UNSERE TIERE NICHT! Jede! Fütterung - auch die mit Gras - wird zur Anzeige gebracht!
Gerne können Sie unsere Tiere fotografieren und bewundern ohne sie zu füttern!
Die Vliesfarbe der Tiere reicht von reinweiß über beige zu allen braun- und grautönen bis hin zu tiefschwarz, sowohl einfarbig als auch gescheckt.
Einmal im Jahr werden die Alpakas von uns geschoren, da ihr Vlies im Monat ungefähr 1 cm wächst.
Mit 1 1/2 Jahren sind Alpakas geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit von 11 1/2 Monaten bringt das Weibchen ein Cria zur Welt. Dieses wird 8 bis 12 Monate lang gesäugt und danach in die Selbständigkeit entlassen.
Alpakas sind Fluchttiere, keine Schoßtiere!
Akzeptieren wir das, haben die Tiere auch keinen Grund zu spucken, zu treten und/oder zu kneifen.